Erasmus-Bericht von Lisa Kolbe, KoDe
Im Mai 2011 habe ich mich mit meinem Portfolio an der Belas-Artes Kunsthochschule in Porto, Portugal mit allen nötigen Unterlagen beworben.
Das Semester sollte im September losgehen, somit war ich rechtzeitig in der Bewerbungsfrist.
Ende des Sommersemesters hatte ich dann immer noch keine Zusage und auch keine anderen Hinweise auf einen positiven Ausgang. Die Verwaltung in Portugal lies sich viel Zeit, was sich für die Flugbuchung und die gesamte Organisation als etwas nervig herausstellte. Anfang August hatte ich dann endlich meine Zusage und es konnte losgehen! Zusammen mit meiner Freundin, die sich auch in Porto beworben hatte ging es auf in den Süden.
In Porto angekommen nächtigten wir bei einem sehr netten Couchsurfer, der uns die Stadt zeigte und bei der Wohnungssuche half.
Wir waren sofort begeistert von Porto! Der südliche Flair und der Charme der alten, heruntergekommenen Häuser überzeugte uns sofort. Die Stadt ist immer Sommer sehr schön und bunt, durch all die gekachelten Häuser und die Menschen die dort leben. Man kann den leckeren Portwein testen und am Douro Fluss sitzen und die niedlichen Weinboote anschauen. Den besten Blick hat man von der anderen Seite des Flusses auf die Stadt.
Sehr schnell hatten wir eine Wohnung gefunden mit zwei Studentinnen, die auch an der Belas-Artes Kunsthochschule studierten.
Wir teilten uns ein großes, helles Zimmer in einer modernen, nicht allzu schönen Wohnung. Die Miete wurde durch die vier Bewohner gerecht geteilt und jeder bezahlte 180 Euro/ Monat. Das war verhältnismäßig für das, was wir in Deutschland normalerweise bezahlen für uns total günstig.
Der Vermieter, der zwei Studenten in einem Raum unterbrachte, machte damit trotzdem Gewinn. Für uns war es super, dass die Wohnung sehr nah an der Fakultät lag. Mit unseren Mitbewohnerinnen, zwei Portugiesinnen, hatten wir sehr viel Glück. Sie halfen uns mit vielen bürokratischen Angelegenheiten, zeigten uns die Stadt und integrierten uns in ihren Freundeskreis. Da die beiden an der gleichen Schule waren, erfuhren wir immer von aktuellen Ausstellungen, Märkten und anderen Veranstaltungen. Jeden ersten Samstag im Monat z.B. stellen die Galerien ihre neuen Ausstellungen in der Rua de Bombeira aus.
Mitte September ging die Vorlesungszeit los und wir guckten uns erstmalig die Kurse an, die wir belegen wollten. Nicht alle Professoren sprachen englisch oder wollten auf Englisch unterrichten. Aus einem Kurs wurden wir regelrecht raus geschmissen. Am Ende der ersten Woche wussten wir aber dennoch, welche Kurse in Frage kamen und welche nicht. Anfangs belegten wir 4 Kurse plus Sprachkurs.
Schade war, das der Design-Kurs (das Hauptfach) von einem Professor unterrichtet wurde der kein Englisch sprach. Daher entschieden wir uns gegen diesen Kurs und belegten mehrere Wahl-Pflicht-Kurse. Der Unterricht war im Vergleich zu dem, was wir gewöhnt waren, sehr verschieden. Die Unterrichtsqualität war leider auch nicht vergleichbar. Trotzdem hat uns die Uni sehr viel Spaß gemacht. Für unseren Schwerpunkt „Design“ war es aber nicht allzu förderlich. Wir belegten die Kurse „Drucktechniken“, „Zeichnen“, „Illustration“ und „Editorial Design“. Nach ein paar Wochen entschieden wir uns, den Kurs „Editorial Design“ nicht mehr zu besuchen. Der Unterricht sagte uns nicht zu. Den Sprachkurs besuchten wir zweimal in der Woche.
Wir sind in der gesamten Zeit sehr viel in Portugal und in Frankreich gereist. Am Anfang waren wir für zwei Wochen im Süden Portugals mit Zelt und per Bus unterwegs. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind sehr preiswert in Portugal, man kommt bequem, schnell und günstig von Porto runter in die Algarve. Ein Wochenende waren wir in Coimbra, einer Studentenstadt in der Nähe von Porto. Unsere Mitbewohnerinnen kommen aus Coimbra und konnten uns die Stadt zeigen.
Ein weiteres Wochenende haben wir uns ein Auto gemietet und sind in einen Nationalpark nördlich von Porto gefahren. Auch in Lissabon waren wir für ein Wochenende. Toll war es, dass wir bis Mitte November sommerliche Temperaturen und bestes Sonnenwetter hatten. Auch im November und Dezember wurde es nicht viel kälter als 12 Grad. Manchmal regnete es. Die Wohnungen in Portugal haben keine Heizungen. Und nachts wird es schon echt kalt, grade weil die Wohnungen schlecht isoliert sind.
Daher kann ich nur jedem empfehlen, sich für den Winter in Portugal eine warme Decke zu besorgen.
Das Semester ging viel zu schnell vorbei und schon sind wir wieder im grauen, kalten Deutschland. Die Zeit in Porto war sehr interessant und ich denke, dass wir besonders durch unsere portugiesischen Mitbewohnerinnen alle Facetten der portugiesischen Kultur erleben durften. Es war eine erlebnisreiche, tolle Zeit. Ich könnte mir jedoch nicht vorstellen, mein Leben in Portugal zu verbringen.