University of Salford
MANCHESTER ERLEBNISBERICHT
Für ein Semester im Ausland
Product Design im United Kingdom
Markus Albrecht, 2012
Vorbereitung
Mehr als ein Jahr vor meinem Auslandsaufenthalt kam mir der Gedanke, ein Semester in einer neuen Umgebung zuabsolvieren. Allerdings war mir bis dato noch nicht klar, wohin ich eigentlich genau gehen wollte. Zu diesem Zeitpunkt studierte ich im dritten Semester Industriedesign und es war mir bereits klar, dass ich ein Urlaubssemester nutzen wollte, um im Ausland Sprachkenntnisse auszubauen als auch durch Projekte mein Portfolio zu erweitern. Dies wollte ich gerne direkt vor der Thesis tun.
In der Heimat-Universität konnte ich mir über Dozenten, unsere Koordinatorin sowie in der Bücherei notwendige Informationen beschaffen und kam letztlich zu einer Auswahl von Universitäten in England und Österreich. Entsprechend den Anforderungen fertigte ich die Bewerbungsunterlagen an, zumeist Portfolio, CV sowie Motivationsschreiben, und bewarb mich zu den Fristen, die auf den Internetseiten der Universitäten zu finden waren. Notwendige Unterstützung konnte ich zusätzlich immer in der eigenen Universität bekommen, sodass nur das Buchen der Flüge und einer Unterkunft, Abschluss von Versicherungen und wenige andere Kleinigkeiten vollständig mir überlassen waren.
Ich empfehle, ein Jahr im Voraus eine Entscheidung zu treffen, was man sich vom Studium an einer anderen Universität erhofft, sich auf favorisierte Universitäten festzulegen und ein halbes Jahr vor geplantem Studienbeginn im Ausland die notwendigen Unterlagen usw. zusammenzustellen.
Gute zwei Monate vor dem geplanten Auslandsaufenthalt erhielt ich mehrere Zusagen von den Universitäten und legte mich auf das englischsprachige Salford in England fest. Zusammen mit der Aufnahmebestätigung erhielt ich auch notwendige Kontakte und Ansprechpartner für weitere Fragen. Außerdem wurde mir dort als Erasmus-Student eine Unterkunft im Studentenviertel angeboten, die ich dankend annahm.
Ankunft
In der Aufnahmebestätigung der University of Salford wurde mir angeboten, einen kostenlosen Taxitransport zu nutzen, sodass es kein Problem darstellte, vom Flughafen in Manchester zu meiner Unterkunft in Salford zu gelangen.
Im Castle Irwell Student Village suchte ich die Rezeption auf und wurde dort herzlich empfangen und eingewiesen. Ich wurde zu meinem Haus und Zimmer begleitet, mit den Mitbewohnern vertraut gemacht und musste lediglich einen Zettel abarbeiten, der angab, in welchem Zustand sich mein Wohnraum zur Zeit der Ankunft befand.
Weitere Unterlagen, Informationen, Angebote und Kontakte wurden mir während der Welcoming Week, einem Angebot der Universität, zugänglich. Sofern Kennlern- undInformationsangebote bestehen, würde ich jedem empfehlen, diese nach Möglichkeit wahrzunehmen, da es nicht nur wichtige Informationen, sondern auch neue Menschen kennenzulernen gibt.
Unterkunft und Verpflegung
Zum Castle Irwell erhielt ich vorab alle notwendige Kontakte und Informationen. Mit Hilfe des Online-Formulars wurde ich durch einen kurzen Informationskatalog der meiner künftigen Behausung geführt und mit den dortigen Gegebenheiten und Personal vertraut gemacht. Da ich nicht sofort die Zahlung für die Unterkunft vornehmen wollte, konnte ich die Möglichkeit nutzen, bis maximal zwei Wochen nach Anreise im zuständigen Gebäude auf dem Campus die Zahlung persönlich über Karte vorzunehmen.
Notwendige Dinge wie Geldautomat, Post, Waschsalon, Friseur, Nahrungsmittelläden und weitere Geschäfte befanden sich entweder auf dem Gelände der Unterkunft oder im unschwer erreichbaren Umfeld. Auch gemeinsames Frühstücken und gelegentliche Feiern wurden in Castle Irwell organisiert.
Nach meiner Meinung ist es recht einfach, sich in der Gegend zurechtzufinden, wenn man selber die Initiative ergreift und alleine oder mit anderen die Gegend erkundet. Schnell fanden sich bekannte Läden wie Spar, Lidl und Aldi. Über den kostenlosen Universitäts-Bus oder mit anderen Anbindungen direkt vor der Haustür gelangte ich in weniger als dreißig Minuten zum Einkaufsteil von Manchester, wo mir in der Regel keine Wünsche offen blieben.
Die Nächste im Castle Irwell konnten besonders über die Ferienzeit und am Wochenende etwas lauter sein, da Studenten bekanntlicherweise gerne Partys veranstalten und „einen über den Durst trinken“. Zudem musste ich mich daran gewöhnen, mit bis zu zehn weiteren Studenten in einem Haus zu leben. Allerdings war dies für mich kaum ein Problem, da ich zuvor bereits in WGs lebte und keine großen Probleme damit hatte, mit neuen Menschen in Kontakt zu treten.
Alltag und Freizeit
Ich fühlte mich an der Gastschule nicht besonders überfordert, sodass mir umso mehr Zeit blieb,die verschiedenen Angebote der Universität wahrzunehmen und Touren in die Stadt zu unternehmen. Zusammen mit neuen Freunden setzte ich mich in einen empfohlenen Pub und wir werteten unsere Erfahrungen und Erlebnisse aus, neue Kontakte ergaben sich auf den Trips der Student Society zu verschiedensten Gegenden des Umfeldes wie beispielsweise Wales, Lake District oder Liverpool. In großer Menge zelebrierte man das chinesische Neujahr in den Straßen Manchesters und zog mit den Festwagen des St. Patricks Day. Für diejenigen, die es etwas ruhiger mögen, gibt es auch jede Menge Museen in der Umgebung, die nicht nur Gemälde zeigen, sondern auch wie das Industriemuseum laufende Maschinen.
Selbst meinem privaten Hobby des Geocachings konnte ich zusammen mit neu gewonnen Freunden nachgehen. Bei ausreichender Bereitschaft, sich selber etwas zu erkundigen, war somit ein für die Aufenthaltsdauer mehr als ausreichendes Freizeitangebot verfügbar.
Bei diesen vielen Aktivitäten fiel es mit auch wenig schwer, die Eigenarten des Landes zu verinnerlichen. Sei es der Linksverkehr, die vergleichsweise mangelhafte Qualität des Brotes oder meist teure Preise für Alkohol oder Kaffee. Wo ich mich zuerst durch die vielen Kameras der CCTV-Überwachungssysteme verfolgt fühlte und verblüffend viele Visualisierungen mit Augen in der Umgebung auftauchten, konnten wiederum die klischeehaften, roten Telefonzellen zur Eingewöhnung beitragen.
Die Universität
Über E-Mails wurde ich rechtzeitig immer über anstehende Ereignisse informiert, später bekam ich auch eine persönliche Universitäts-Adresse. Auf diesem Wege erhielt ich unter anderem Details zu Veranstaltungen wie der Welcoming Week. Diese Woche war ein Angebot der Universität, in welcher jeder die Möglichkeit erhielt, durch Führungen den Campus sowie Ansprechpartner und andere Studenten, näher kennenzulernen. Zudem gab es Kurse, die über Kostenfallen beim Einkaufen, Fortbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten im Studium, richtige Recherche und Arbeitsweisen Aufschluss gaben. Darüber hinaus konnte jeder kostenlos eine SIM-Karte mit 50 Pence Guthaben von Lebara erhalten, ärztliche Vorsorge und Versicherungen anfordern und die ersten Reiseangebote wahrnehmen.
Wenig später nahm ich auch das große Sportangebot der Universität an und machte es mir zur Gewohnheit, regelmäßig morgens schwimmen zu gehen. Weiterhin konnte man auch Kraftsport betreiben oder sämtliche Trainingsgeräte innerhalb der Öffnungszeiten nutzen. Es gab ein weit gefächertes Angebot von Sportkursen und Trainingseinheiten wie Badminton, Kickboxen, Fußball, Hockey, Tischtennis, Badminton, Judo, Rugby, Cricket, Ultimate Frisbee, Cheerleading, Capoeira und viele mehr. Voraussetzung zur Teilname an sämtlichen Kursen und der Nutzung von Trainigsräumen war jedoch die verhältnismäßig billige Aktivierung der Mitgliedschaft für 20 Pfund und eine kurze Einweisung.
Das Studieren an sich verlief sehr angenehm und unterhaltsam, nachdem ich mich nach und nach mit den Kommilitonen bekannt gemacht hatte. Dies erforderte jedoch etwas Eigeninitiative, da nicht unbedingt jeder von sich aus offen auf Neulinge zustürmte. Der Unterricht fand ausschließlich in Englisch statt, was ich aber erwartete und auch mein Anliegen war, da ich gerne in einem englischsprachigen Land studieren wollte. Anfänglich fiel es mir nicht leicht, die vielen Fachworte zu verstehen und mit meinem begrenzten Wortschatz zu vermitteln, was ich wusste. Dies legte sich aber vorstellbarerweise recht schnell und ich fühlte mich zügig in den Semesterverbund integriert.
Unerwartet offen und freundlich verhielten sich auch sämtliche Dozenten und Werkstattleiter innerhalb der Uni, sodass das Arbeiten sehr angenehm war und viel Spaß bereitete. Für Fragen nahm sich jeder gerne Zeit und half mit allen Fähigkeiten und Möglichkeiten.
Sehr lehrreich war das Arbeiten an dieser Universität, da hier nicht nur eine andere Sprache benutzt wurde und ich mit neuen Menschen zu tun hatte, sondern auch, da sich die Arbeitsweise an sich zu meinem bekannten Arbeiten unterschied. War ich es bislang gewohnt, größtenteils selber zu bestimmen, was ich zu gesetzten Terminen zeigen wollte, wurde in Salford gefordert, einen vorgegebenen Plan termingerecht abzuarbeiten. In der Heimat setzte sich eine Gesamtnote „irgendwie begründet“ aus dem zusammen, was insgesamt geleistet wurde und aus dem Endprodukt. An der Gastuniversität bestand die Note aus den vorgegebenen Bestandteilen und wurde für alle einsehbar als Dokument zugänglich zusammengefasst. Somit hätte ich mir im Vorwege theoretisch berechnen können, wie viel Zeit ich für ein Projekt investieren wollte, um ein dieses erfolgreich zu beenden.
Notwendige Unterlagen waren allgemein leicht zugänglich, Ansprechpartner schnell genug erreichbar und Dokumente wie Studienbescheinigungen konnte ich mir sogar an eine beliebige Adresse zusenden lassen. Alles in allem für mich also sehr sinnvoll angelegte Zeit!
Empfehlungen, Einschätzung, Fazit
Ein Aufenthalt wie meinen würde ich jedem empfehlen, der ein wenig seine Sprachkenntnisse erproben möchte, ohne viel zu riskieren. Man kann in angenehmer Atmosphäre eine andereArbeitsweise erfahren und neue Menschen kennenlernen.
Generell sollte man für einen Auslandsaufenthalt ein aufgeschlossener Mensch sein, unternehmungslustig mit anderen neue Erfahrungen sammeln und seine Erlebnisse kreativ in das Studium einbringen. Jemandem, der intensiv lernen muss und viel ruhige Zeit einsam verbringt oder verbringen muss und auch sonst wenig wert auf Kontakte legt, würde ich abraten einen vergleichbaren Auslandsaufenthalt anzutreten.
Partys und vereinzelte Ungereimtheiten, ungewohnte Sitten und Verhalten und ähnliches kommen zwangsläufig vor und sind unter internationalen Studenten einfach zu erwarten. Wer sich dessen aber von vornherein klar ist und sich offen auf vieles einlässt und dabei nicht aus der Reihe tanzt, der vergisst auch schnell den Linksverkehr, dürftiges Weißbrot, die vielen gefrorenen Nahrungsmittel, hohe Alkohol- und Kaffeekosten, seltsame Wasserhähne, oder Kameras.
Für mich war dieser Aufenthalt in jeder Hinsicht ein Erfolg.