Salford UK Sommersemester 2013 ein Erfahrungsbericht
Katja Groß
Vorbereitung
Wenn ich zuvor daran gedacht habe ein Semester an einer Hochschule im Ausland zu verbringen, dann dachte ich zunächst an ein Ziel das sehr fern liegt und daran, dass das Erasmus doch genau dafür geeignet, ist solche Ziele zu erreichen. Japan hat mich schon immer fasziniert. Doch die Kernschmelze im AKW Fukushima 2011 hat mich sehr verunsichert. Letztendlich konnte ich mir einen längeren Aufenthalt in Japan danach nicht mehr vorstellen. Eine ganze Weile verging und ich merkte, dass es langsam höchste Zeit wird, sich an einer anderen Hochschule zu bewerben. Ein Gespräch mit unserem Fernwehbüro – Maud Zieschang – hat mir schnell geholfen, mich entsprechend neu zu orientieren. Das Interesse, meine Sprachkenntnisse einer Fremdsprache zu verbessern und zu vertiefen war nun maßgebend. Englisch wird man am ehesten brauchen da draußen, also kam die University of Salford in Frage. Die UoS ist eine der Partnerhochschulen meiner Heimathochschule und liegt nahe bei Manchester. Ein Platz auf der Liste war noch frei und von zwei meiner Mitstudenten, die kurz zuvor dort waren, habe ich Gutes darüber gehört. Ich bewarb mich formal und bald darauf folgte die Zusage. Vorerst. Denn danach zog sich alles sehr in die Länge. Die Onlineanmeldung funktionierte nicht so wie sie sollte und es dauerte ewig bis meine Bitte um Hilfe bei dem richtigen Menschen in Salford im Posteingang landete. Dadurch war ich mir bis kurz vor Semesterbeginn nicht so sicher, ob es tatsächlich zu meinem Erasmussemester kommen würde. Etwa zweieinhalb Wochen vor Semesterbeginn kam dann das OK – go! Und auf einmal hieß es eine Unterkunft finden, Flüge buchen, den von der UoS angebotenen Taxiservice vom Flughafen zur Unterkunft klar zu machen und das Schwierigste von allem – einen Zwischenmieter für mein WG-Zimmer finden. Letzteres ging so schnell nicht und die Unterkunft habe ich dann mit etwas Glück vor Ort noch gebucht.
Unterkunft
Eine Woche nach Semesterbeginn angekommen, waren die Zimmer in dem Haus, in dem ich mich im Castle Irwell einquartiert hatte dann fast komplett belegt. Zwei Nachzügler kamen im Laufe der nächsten Woche noch hinzu. Zum Schluss waren wir ein buntes Haus mit Studierenden aus vier verschiedenen Ländern, mit denen ich, wie ich sagen muss, großes Glück hatte. Wir verstanden uns gut und Dinge wie die Reinigung oder der Ablauf in gemeinsamen Räumlichkeiten klappten meist reibungslos. Zudem waren wir kein „Partyhaus“, worüber ich sehr froh war.
Über den meisten Köpfen auf dem Campus flimmerten fast sichtbar dieselben Fragen im Raum. Dinge wie, wer von den anderen studiert wohl noch in meinem Fachbereich? Fährt der Campusbus wirklich nur in die eine Richtung? Werde ich die nächsten Monate in dem sechs Qaudratmeter großen Zimmer zurechtkommen? Wo sollen bloß all meine Pizzen Platz finden? Und wer raschelt da eigentlich über meinem Zimmer unter dem Dachboden herum?,. etc.
Durch das umfangreiche Begrüßungs- und Einführungsangebot der UoS lernt man schnell wie der Hase läuft. Es werden Touren angeboten auf denen man sich mit den täglichen Abläufen vertraut machen kann. Beratungs- und Anlaufstellen für sämtliche Anliegen und Wehwehchen, der Campus wird einem gezeigt, die Mensen und die zu Fuß erreichbare Stadt Manchester. Auf einer der ersten Veranstaltungen wird man registriert und bekommt eine medizinische Beratung in der man darauf aufmerksam gemacht wird, dass diverse Impfungen und Leistungen von Studenten kostenfrei in Anspruch genommen werden können.
Ich habe anfangs etwas mehr Geld ausgeben müssen, um mich etwas in meinem Zimmer einrichten zu können, da ja nur eine Mitnahme von 20 kg im Flugzeug gestattet ist. Auch Kochutensilien werden nur in Maßen gestellt. Auf Grund der geringen Qualität habe ich noch einiges vermisst. Doch man muss auch nicht alles neu kaufen, wenn man zuhause jemanden hat der einem leihweise ein paar Dinge mit der Post schicken kann.
Studium an der Gasthochschule
Es vergingen zwei Wochen, bevor ich die ersten Termine in meinem Studienplan hatte. Eben alles etwas legerer hier, dachte ich. Ich traf auch lange auf niemanden der noch in meiner Fachrichtung studierte, also nutzte ich die Zeit, um anzukommen. Als Erasmusstudent hat man in Salford die Möglichkeit, sich für eine einmalige Anmeldungsgebühr von 20 Pfund (etwa 23 Euro) im Sports Centre anzumelden und kann dann nach persönlichem Gusto eine ganze Reihe von Angeboten in Anspruch nehmen (Schwimmhalle mit Sauna, diverse Fitnessgeräte und -räume, und jede Menge Kurse und Sportvereine mit denen man ganz unverbindlich die Gelegenheit hat neues auszuprobieren).
In der Uni war es für mich schwieriger, Kontakt zu den einheimischen Studenten aufzubauen. Viele Kontakte bleiben leider recht oberflächlich, doch das liegt vermutlich auch daran, dass Erasmusaufenthalte zeitlich begrenzt sind. Generell ist das Klima zwischen Studenten und Dozenten angenehm und persönlich, so dass man sich immer mit Fragen an sie wenden kann. Die Sprechzeiten werden im Allgemeinen eingehalten.
Mein Ziel mein Englisch auszubessern ist mir gut gelungen. Wobei einen großen Teil daran meinen Mitbewohnern zu verdanken ist. Unter „Erasmuslern“ und Austauschstudenten kann man sprachlich sehr davon profitieren im selben Boot zu sitzen. Ich hatte das Glück einige Leute um mich zu haben, die englische Literatur studierten und daher einen starken Sinn für Korrektheit der Sprache und Grammatik einer Sprache hatten. Auf meine Bitte mich auf etwaige Fehler hinzuweisen wurde positiv reagiert. So gelang es mir auf einige Fehler aufmerksam zu werden, die sich schon seit Jahren ordentlich eingeschliffen hatten.
Fazit
Gründe die mir wichtig waren ein Auslandssemester zu machen:
–vor dem BA-Abschluss noch einmal tief durchatmen
–einen Tapetenwechsel auf Zeit
–Zeit gewinnen, um zu sich selbst zu kommen
–Sprachkenntnisse erproben und verbessern
–Kontakte knüpfen zu Menschen aus so vielen verschiedenen Ländern wie möglich
Alle davon sind gründlich und darüber hinaus erfüllt worden!
Alles in allem kann ich ein Austauschsemester jedem ans Herz legen, der noch einmal etwas andere Luft schnappen möchte. Meist ist für alles gesorgt und man kann sich ganz entspannt erproben und erfahren. Man mag vielleicht denken, etwas entbehren zu müssen, doch im Grunde bekommt man nur dazu. Es lohnt allen Aufwand.