Die Akademie der Bildenden Künste
(http://www.akbild.ac.at/)
Nun die Universität der Bildenden Künste selbst, ein repräsentativer Prachtbau im Herzen der Stadt. Die Klassengröße liegt bei etwa 30 Studenten. Aufgrund der hohen Anzahl unterschiedlicher Klassen sowie der räumlichen Verteilung auf drei Hauptgebäude, Schillerplatz, Semper Depot und Bildhauerei am Prater, ist der Kontakt zu anderen Klassen beschränkt – die Anonymität der Größe. Innerhalb meiner Klasse (Erwin Bohatsch) herrscht ein sehr angenehmes und offenes Klima, was sich besonders durch Internationalität und gemischte Temperamente ergeben hat. Der gemeinsame Besuch von Ausstellungseröffnungen ist allwöchentliches Programm. Natürlich gibt es an jeder Kunsthochschule Platzprobleme!!!
Atmosphärisches
Ich kann die Vorurteile über die Wiener nicht bestätigen; ich bin durchweg auf offene und nette Menschen gestoßen, selbst die Ämter waren unproblematisch. Man erlebt hier und da das südlichere Temperament.
Insgesamt lässt sich noch ein Rest „Wiener Aktionismus“ in der Stadt, bzw. der Kunstszene verspüren – ein gewisser Hang zu Extremismen. Besonders wild geht es natürlich in der Performancekunst zu.
Aber es scheint eben berechtigte Gründe für eine gewisse rebellische Kraft in der österreichischen Gesellschaft zu geben: Die Resteinflüsse der katholischen Kirche sind spürbar, die Nähe zum östlichen Europa und den doch noch drastischen sozialen Unterschieden führen zu Spannungen gen Rechts sowie die Gleichstellung der Frau in der österreichischen Gesellschaft noch nicht so fortgeschritten scheint, wie beispielsweise in Deutschland.
Schönheit und Repression
Was ich vor allem über die alltägliche Anschauung der repräsentativen Prunkgebäude (Ringstraße) verstehen konnte, ist die Verbindung des politischen repressiven Machtapparates mit der ästhetischen Fassade. Der „Schöne Schein“ wäre da noch schmeichlerisch ausgedrückt. Es lässt sich eben hier gut nachvollziehen, wie sich eine kritische Elite gegen die Benutzung der guten Form wehrt, indem sie sie einfach zerschlägt. Eine Verweigerungshaltung, die aber eigentlich beidem nicht gerecht wird, der Kritik und unserem Empfinden gegenüber der schönen Form.
Wer sich für den Jugendstil, Wandervögel und die Beginne der ökologischen Bewegung interessiert, sollte nach Wien kommen.
Uni-hopping
Ich habe mir die angepriesene Flexibilität zu nutzen gemacht und sozusagen Uni-hopping betrieben. Habe mir an jeder Uni die für mich interessantesten Vorlesungen rausgesucht und besucht. Dazu war es lediglich am Anfang etwas bürokratisch aufwendig sich an jeder Uni einmal zu melden, allerdings läuft danach alles online und man kann sich quasi selbstständig online verwalten, zu den Vorlesungen und Prüfungen anmelden sowie die Ergebnisse und Studienbescheide selbst ausdrucken.
So kam es denn, dass ich während des Jahres an der Universität für Musik und Darstellende Kunst, der Bildenden und der Hauptuni eingeschrieben war und Vorlesungen gehört habe.
Der Vorteil ist offensichtlich: Das umfangreiche Angebot führt dazu, dass ich von der Quantenphysik über Systemtheorie (Komplexe Systeme) über Ökologische Architektur über Harmonikale Grundlagenforschung über Panpsychismus bis hin zu Anthropologie nur das Beste studieren konnte. Nebenbei laufen natürlich eine Reihe Symposien und Kongresse, die besucht werden können. Kurzum das studentische Angebot der Stadt Wien macht Spaß und bietet für jeden etwas!!! Es gibt eine super gute „Philosophische Audiothek“ … Vorlesungen zum Nachhören unter
http://audiothek.philo.at/index.php
Museenlandschaft
Glücklicherweise hatten wir von der Uni eine Freikarte für das ganze Jahr für das Kunsthistorische und das Naturhistorische Museum. Immer wieder habe ich das Naturhistorische Museum besucht, ein Ort an dem man viel über den Planeten Erde lernen kann. Besonders geologisch interessant. Wenn du auch umsonst in andere Museen kommen möchtest, werde Mitglied in der Gesellschaft der Freunde der bildenden Künste. Für 35€ im Jahr bist du als Student dabei!!!
http://www.kunstfreunde.at/
Wohnen in Wien
Grundsätzlich muss man schon sagen, dass Wien sauteuer ist. WG-Zimmer ab 300 € sind normal. So hatte ich denn wohl besonderes Glück in bester Lage im 18. Bezirk eine wunderschöne Jugendstilvilla mit eigenem Garten bewohnen zu dürfen. Allerdings etwas außerhalb. Zur Wohnungssuche empfehle ich in erster Linie
http://www.jobwohnen.at/
…das hat bei mir super geklappt.
Mobilität
Für alle Studenten bis 26 Jahre gibt es dass Semesterticket für 50€.
Ich bin eigentlich Radfahrer und nachdem ich einige Zeit die öffentlichen Verkehrsmittel genutzt hatte, bin ich wieder aufs Rad umgestiegen. Allerdings muss ich sagen, dass die Infrastruktur der öffentlichen Verkehrsmittel in Wien sehr gut ausgebaut ist….bis früh in den Morgen kommt man gut nach Hause.
Das Citybike ist ne super Sache, für einen Euro immer ein Fahrrad haben und flexibel durch die Stadt düsen!!!
http://www.citybikewien.at/
Freizeit
Baden in der alten Donau geht im Sommer auch sehr gut, natürlich für uns Ostseegewohnte nicht vergleichbar, aber für die trockene und verstaubte Sommerzeit eine gute Adresse. Unendliche Spaziergänge auf der Praterallee oder in den Wienerwald.
Und was man auf jeden Fall machen sollte: Mit Freunden in die Heurigen in den Randbezirken von Wien gehen und guten Wein trinken!!!
Viel Spaß in Wien wünscht
Philipp Schlichting
www.pschlichting.blogspot.com