Erfahrungsbericht – Erasmus an der ESDIR in Logroño (Spanien) WS 2012
– Sprache
Es erleichtert den Alltag um einiges, wenn man vorab schon Spanisch spricht. Man kommt nicht drumherum Spanisch zu lernen, wenn man aus dem Unterricht etwas mitnehmen möchte, da der Unterricht ausschließlich auf Spanisch ist. Zur Vorbereitung wird an der ESDIR ein Spanischkurs für ca. 3 Monaten angeboten. Der Inhalt ist zunächst die Vermittlung von Grundkenntnissen und somit für Studierenden mit keiner sprachlichen Vorbildung geeignet. Ich habe allerdings schon vorab einen einmonatigen Sprachkurs in Cádiz/ Andalusien gemacht, so dass ich mit meinen ersten Grundkenntnissen nicht ganz und gar aufgeschmissen war. Ich würde jedem einen Basic – Sprachkurs vor Beginn des Auslandssemesters empfehlen. Zusätzlich habe ich begleitend in Logroño einen Spanischsprachkurs gemacht, so dass ich mein Spanisch stetig verbessern konnte.
– Organisation
Die Vorbereitung und Bewerbung auf einen Erasmusplatz ist relativ unkompliziert. Die Kooperation zwischen der Muthesius Kunshochschule und der ESDIR ist gut, so dass man bei Fragen von beiden Seiten jeweils zügig Antworten bekommt. Ich musste vorab ein Portfolio und ein CV fertigstellen.
Vorallem während der Anfangszeit in Logroño konnte ich mich stets bei Fragen an Nuria Alfaro wenden, die unter anderem für die Organisation der Erasmus Studierenden der ESDIR verantwortlich ist.
Anreise – Ich bin vom Hamburgerflughafen nach Bilbao geflogen. Die Preise liegen dabei immer ungefähr bei 200 Euro. Von Bilbao (Estacion de autobuses) fahren Buse nach Logroño. Die Fahrt dauert ca. eineinhalb Stunden und die Kosten belaufen sich bei um und bei 14,- Euro pro Fahrt.
– Wohnung
Über die Homepage www.easypiso.com kann man leicht Wohnung finden. Ich habe allerdings den Kontakt zu meiner Wohnung über eine Studentin der Muthesius Kunsthochschule erhalten, die ein halbes Jahr zuvor in Logroño war. Über Andere habe ich erfahren, dass sich einige vorab über Facebook kontaktiert haben und sich daraufhin zu einer Wohngemeinschaft zusammen geschlossen haben. Auch findet man in der Uni viele Aushänge von Wohnungen. Meine Wohnung war mit dem Nötigsten ausgestattet – Waschmaschine, Geschirrspüler etc. und hatte eine optimale Lage, da mein Weg zu Uni nur 2 Minuten Fußmarsch betrug. Ich würde allen als Wohnstandort die Avd. de la Paz empfehlen. Falls man sich im Winter in Spanien aufhält, sollte man darauf achten, dass die Wohnung über isolierte Fenster verfügt, ansonsten könnte es unter Umständen recht kalt werden.
– Freizeit und Alltag
In meiner Freizeit habe ich unteranderem Sport im Zentrum “Deporte Llobete” gemacht. Im Rathaus kann man nähere Informationen über das Programm erhalten. Das reicht über Schwimmen bis hin zum Schlittschuhlaufen und alle Kurse werden zu einem angemessenen Preis angeboten.
Ich habe mir noch Geld dazuverdient, indem ich Deutschunterricht in der Sprachschule Inlingua gegeben habe. In den Zeiten der Wirtschaftskrise in Spanien, ist es sehr begehrt für Spanier Deutsch oder Englisch zu lernen, in der Hoffnung Arbeitsplätze im Ausland zu bekommen. Vondaher hat man als Deutscher gute Chancen Sprachunterricht zu geben.
Über die Plattform couchsurfing.com habe ich schnell Kontakte zu Einheimischen gefunden, mit denen ich viel unternommen habe und die Chance hatte, La Rioja aus einem anderen Blickwinkel kennenzulernen. Das Busnetz ist in Spanien ziemlich gut ausgebaut, so dass man für wenig Geld die umliegenden Städte besuchen kann.
Es lohnt sich aufjedenfall ins Baskenland zu fahren nach San Sebastian, wenn man Lust auf einen Aufenthalt am Meer hat.
Die Calle Laurel ist ein großer Anziehungspunkt für Einheimische und Touristen vorallem am Wochenende.
Die Straße bietet eine große Anzahl von verschiedenen Bars und Restaurants, in denen man Pinchos und Wein aus der Region zu günstigen Preisen verkosten kann. In Logroño gibt es viele kleine Parks und durch die Lage am Fluß Ebro schöne Sitzgelegenheiten am Wasser.
– Studium
Das Studium ist defintiv anders als in Kiel. In Logroño ist das Studium viel verschulter. Der Unterricht ist täglich von 9:00 Uhr bis 14:00 Uhr, die Anwesenheit wurde stets kontrolliert und man durfte sich außerhalb des Unterrichtes nur in Ausnahmefällen alleine in den Lehrräumen aufhalten.
Ich habe folgende Kurse belegt:
Diseño cultura -in diesem Fach wird über ein breites Spektrum der Kultur informiert. Es wird allerdings nicht viel über Designgeschichte gesprochen, was ich zu Beginn erwartet hätte. Der Lehrende Juan Díez del Corra hat viele Filme aus unterschiedlichen Rubriken und Zeitepochen gezeigt wie z.B Cotton Club, Easy Rider und Pink Floyd- the Wall. Darüber hinaus hat er noch folgende Themen behandelt – Baugeschichte der Stadt Logroño, Musikgeschichte von Barrock bis zum Jazz, Filmregisseure etc. Generell ist dieses Fach interessant, um seine Allgemeinbildung zu erweitern, jedoch wirkt der gesamte Unterricht recht wahllos und unstrukturiert.
Escenografía – in diesem Fach mussten wir verschiedene Projekte bearbeiten z.B. die Odysee von Homer in die Moderne übersetzen. Im Zuge der Korrekturgespräche hat man dann Alternativ- und Verbesserungsvorschläge für sein jeweiliges Projekt erhalten.
Instalaciones – in diesem Fach werden folgende Installationspläne erstellt. Wasser-, Abwasser-, Elektro-, Heizungs-, Klimaanlagen- und Lichtinstallation. Die Techniken und Anwendungen unterscheiden sich etwas von den deutschen Standards, jedoch war es recht gut um Grundkenntnisse zu erhalten.
Sistemas constructivas no covencionales – In diesem Fach werden, begleitend zum Hauptentwurf ,die landeseigenen Normen und Bauvorschriften besprochen. Begleitend konstruiert man Baudetails und erhält Informationen über verschiedene Materialien, die jedoch nur in Textform vermittelt werden.
Proyecto de diseño – In diesem Fach haben wir eine Bar zu einem bestimmten Thema gestaltet. Zu Beginn konnten wir uns ein bestehendes Gebäude in Logroo aussuchen und haben daraufhin mit den realen Pläne gearbeitet. Die Betreuung durch den Lehrenden war eher dürftig, so dass man mit seiner Arbeit völlig auf sich allein gestellt war und das Potential der Studenten eher nur gering gefördert wurde.
– Fazit
Im Großen und Ganzen hatte ich eine schöne Zeit in Logroño. Ich bin froh, dass ich diesen Schritt gewagt habe. Ich habe Spanisch gelernt, neue internationale Freunde gefunden und festgestellt, dass man auch fernab seines Landes leben und sich integrieren kann. Zu Beginn war sicherlich nicht alles immer einfach, aber dank meiner hilfsbereiten Mitstudenten und sehr aufgeschlossenen Spaniern konnte ich mich schnell einleben. Die Erkenntnis, dass man auch in einem anderen Land leben kann, ist mitunter einer der positivsten Erfahrungen. Wirklich schlechte Erfahrungen habe ich Gott sei Dank nicht machen müssen. Ich konnte mich allerdings nur sehr leidlich an die Siesta zwischen 14:00 Uhr- und 17:00 Uhr gewöhnen. Zudem habe ich mich in den ersten Monaten in der Uni stets überfodert gefühlt, da die Kurse ausschließlich auf Spanisch waren. Man musste sich einfach damit arrangieren, dass einige Informationen bei einem nicht ankommen aufgrund der Sprachbarriere.
Ingesamt hatte ich eine gute Zeit in Logroño. Die Universität hat mich jedoch nicht 100 prozentig überzeugt, so dass ich eine andere spanische Uni im Fachbereich Raumstrategien/ Szenografie empfehlen würde.