Die Idee ein Semester im Ausland zu verbringen hatte ich schon am Anfang meines Studiums. Es dann auch wirklich zu machen, der Entschluss kam etwas später.
Das Ganze schien für mich zunächst ein riesiger Aufwand zu sein. Die Informationsveranstaltungen an der Muthesius waren hier sehr hilfreich, und die Betreuung aus unserem fernweh Büro war absolut klasse.
Mein Wunschort war Bergen in Norwegen. Da ich schon öfter in Schweden war, aber noch nie in Norwegen, und die dortige Kunsthochschule eine Partnerhochschule war/ist?, bot sich Bergen für mich an. Also meldete ich mich fast ein Jahr vor dem tatsächlichen Aufenthalt im fernweh Büro an um mir einen Platz zu sichern, die sind nämlich begrenzt.
Die Bewerbung, bestehend aus einem “letter of motivation”, einem curriculum vitae, und einem Portfolio, reichte ich ca. 3 oder 4 Monate vor dem Aufenthalt beim fernweh Büro ein. Von dor wurde es für mich nach Bergen übermittelt. Die Antwort lies auf sich warten. Ich glaube ich bekam die Absage im November ( Im Januar wäre es los gegangen).
Nach einer soliden Frustattacke beschloss ich es einfach noch einmal woanders zu versuchen, und ich hatte Glück. In Norwich in England war noch ein Platz frei. Die Bewerbung hatte ich schnell fertig, die Antwort bekam ich Anfang Dezember. In Norwich wollten sie mich. Mein Studium dort sollte Ende Januar anfangen. Relativ knapp, aber durchaus machbar.
Ich meldete mich sofort auf ein paar englischen Internetseiten an, auf denen WG Zimmer und Wohnungen angeboten wurden. Ich nehme hier schon einmal vor weg, dass mir das eigentlich gar nichts gebracht hat. Wenn man nicht vor Ort ist, ist Wohnungssuche eher nicht lustig und wenig erfolgreich. Ich beschloss also erst einmal in ein Hotel oder ein Bed and Breakfast zu gehen und von dort aus nach Wohnungen zu suchen.
Außerdem führte ich – nachdem ich mich endlich dazu überwunden hatte – ein paar Telefonate mit dem Arts College in Norwich, da ich einfach einen riesigen Haufen Fragen hatte, und wenigstens ein paar davon beantwortet haben wollte.
Das war definitiv eine gute Entscheidung, denn in einem der Telefonate erfuhr ich dass mein Studium am 4. Januar starten würde. Das war irgendwann kurz vor Weihnachten. Hier überfiel mich nun eine gewisse Panik. An dieser Stelle vielen Dank an meine Familie die mich unterstützt hat, und an meine Freunde aus Kiel, die eine Abschiedsparty für mich organisiert hatten zu der ich nicht gekommen bin. Der Gedanke zählt.
Es musste also noch der Flug gebucht werden, und die Koffer gepackt werden. Zu Weihnachten gab es die ersten Pounds und ein wenig Lektüre, welche mich auf die Engländer vorbereiten sollte.
Habe ich natürlich nicht gelesen. Mein Flug ging dann am 3. Januar glaube ich, also einen Tag vor Studienbeginn in Norwich. Das war in der Zeit als in London alle Flughäfen unter massivem Schneefall litten. Ich hatte Glück, die einzige Komplikation die während meines Fluges auftrat war ein “Birdstrike”. Dieses Wort beschreibt soweit ich weiß die Kollision zwischen einem Vogel und einem Flugzeug. Die ganze Sache wurde aber schnell weggewischt, sodass ich mit nur 10 Minuten Verspätung in Gatwick landete.
Von dort musste ich mit dem Zug nach Norwich, also einmal durch London durch. Daher erkundigte ich mich in Gatwick nach den richtigen Zugverbindungen. Ich bekam eine ziemlich genuschelte Auskunft und ein Ticket, für das ich an die 50 Pounds bezahlen musste. Dafür konnte ich damit jede erdenkliche Route nach Norwich nehmen.
Achtung! An nahezu allen Wochenenden wird in London an der Underground rumgeschraubt, weshalb viele Linien nur eingeschränkt, oder gar nicht fahren. Im Endeffekt musste ich von der Liverpool Street Station Nach Newbury Park, von dort mit dem Bus nach Ingatestone, und von dort mit dem Zug nach Norwich. Sehr hilfreich sind die netten “Infomenschen”, die sich an Wochenenden in den betroffenen Stationen aufstellen, und einem den Weg erklären.
Als ich dann gegen Abend in Norwich ankam meldete ich mich sofort im Bed and Breakfast an, welches ich mir vorher “ergoogelt” hatte. Schnell noch meine erste englische Mahlzeit bei KFC abgeholt und dann ins Bett, da ich am nächsten Tag ja schon an der NUCA (Norwich University College of the Arts) auf der Matte stehen sollte.
Meine ersten paar Tage verbrachte ich also im Bed and Breakfast. Danach hatte ich Glück und konnte für eine Woche in einer WG couchsurfen. Den Tip habe ich von einer anderen Erasmus Studentin aus Kiel bekommen, die ebenfalls in Norwich gelandet war. Nun konnte ich also in Ruhe eine Wohnung suchen, und erste Bekanntschaften machen. Bereits nach 4 oder 5 Tagen hatte ich eine nette WG gefunden. Das war also erledigt. Ab dann ging es wirklich ziemlich schnell. Ich fing mit Grafik Design an, wechselte nach einem Monat aber zu Illustration. Bei allen Fragen und Problemen wurde mir immer schnell und freundlich geholfen, und auch die Studenten waren sehr offen mir gegenüber.
Das Equipment an der Hochschule war unglaublich gut, was wohl an den ordentlichen Studiengebühren liegen dürfte die man in England zahlen muss. Es standen nicht nur Unmengen an Arbeitsplätzen mit Macs, Scannern, und Druckern bereit, es gab sogar einen hochschulinternen Druckdienst, wo man alles Erdenkliche auf verschiedensten Papieren drucken lassen konnte, und das zu absolut günstigen Preisen.
Auch die toll eingerichtete Studenten Bar, die viele Events veranstaltete, trug sehr zu der gemütlichen Atmosphäre bei. Der Arbeitsalltag im Illustration Kurs hat mir sehr gut gefallen. Es gab viel Zeit zum selber arbeiten, und jede Menge Gespräche mit den Lehrenden.
Zum Ende einer Unit gab es das sog. “Assessment”, zu dem man all seine Projekte und Arbeiten in einem Portfolio zusammenstellte, und benotet wurde.
In der Freizeit konnte man in Norwich in die vielen verschiedenen Pubs gehen, oder in die Hand voll Clubs, die nach Aussage der Einheimischen besuchenswert waren. Seinen ersten “pint” Bier zu ordern ist schon ein ziemlich gutes Gefühl. Norwich ist aber eben eher eine kleine Stadt. Auch ohne Fahrrad kommt man schnell von A nach B. Optisch hat die Stadt viel zu bieten. Es gibt jede Menge alter Gebäude und Kirchen, und das Wetter war auch recht gut.
Als ich nach ein paar Monaten schließlich wieder nach Deutschland musste, fiel mir das wirklich schwer, da ich all die neuen Freunde und die Stadt, an die ich mich schon sehr gewöhnt hatte, zurücklassen musste.
Zusammengefasst kann ich jedem empfehlen über Norwich als Austauschziel nachzudenken. Auch die andere Universität soll wohl sehr gut sein, das kann ich aber nicht sagen. Die NUCA ist auf jeden Fall super, und ich werde definitiv wieder hinfahren.