Im Sommersemester nach Porto zu gehen, war für mich eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe. Wenn der Winter vorbei ist und es weniger regnet und wärmer wird, ist Porto die schönste Stadt der Welt. Der Winter selbst scheint recht ungemütlich zu sein, da viele Wohnungen nicht wirklich stark isoliert sind, nur einen kleinen Elektroheizkörper haben und es viel regnet.
Ich kenne südeuropäische Städte wie Madrid, Barcelona oder auch Florenz und Rom, aber bin vorher noch nie in Portugal gewesen und es war so ganz anders irgendwie. Überhaupt nicht so laut, dreckig, heiß und trocken sondern irgendwie gemütlicher, verplanter, ursprünglicher und ganz anders halt. An einigen Ecken gewiss etwas rumpelig und dreckig, aber gerade das macht die Stadt noch viel reizvoller.
Porto liegt im Norden Portugals, an der Mündung des Douro am Atlantik und ist zwar die zweitgrößte Stadt im Land, aber davon merkt man wenig. Ähnlich wie in Kiel, trifft man fast immer mindestens ein bekanntes Gesicht, wenn man in der Stadt unterwegs ist und wenn man an einem nebligen Abend durch die Altstadt schlendert und das Wasser vom Douro gegen die Boote plätschert, könnte man ebenso in einem alten Piratenfilm verlorengegangen sein.
Das Leben in der Stadt war an sich sehr gemütlich, die meisten Orte waren zu Fuß gut zu erreichen, für alles andere gab es Busse, Straßenbahn und U-Bahn. Es gibt unglaublich viele niedliche Cafés, Restaurants und kleine Läden in versteckten Ecken.
Ebenso viel Charme wie die Stadt hatte auch mein Zuhause im Bairro Ignez, ein altes Gebäude, das zu gleichen Teilen Erasmus Studierende wie auch Portugiesen in kleinen Wohnungen beherbergt. Dabei teilen sich alle eine riesengroße Terrasse mit Blick über den Fluss bis nach Gaia auf die Portweinkeller. Abends wurde meistens zusammen gekocht, gegrillt und auch mal gefeiert. Es gab unglaublich viele Erasmus-Studierende in der Stadt und es gab ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm für die lieben Erasmus-Kinder. Das ging von regelmäßigen Partys über Ausflüge bis zum Surfkurs. Der nächste Surfspot, Matosinhos, war mit dem Auto keine zehn Minuten von meiner dortigen Wohnung entfernt und wurde fast täglich von mir besucht.
Neben alledem bin ich natürlich auch noch zur Uni gegangen. In der Faculdade de Belas Artes fühlt man sich schnell zu Hause. Es gibt die Studiengänge artes plásticas (Freie Kunst) und design de comunicaçao (Kommunikationsdesign) und ich war frei, aus beiden Bereichen, die Kurse zu wählen, die ich wollte. Die meisten Professoren waren sehr entgegenkommend und auch gerne bereit, auch mal auf Englisch in der Pause etwas noch mal zu erklären, wenn es mal zu schnell ging auf portugiesisch.
Ebenfalls an der Uni, allerdings an einer anderen Fakultät, habe ich am Anfang des Semesters einen Sprachkurs gemacht, der mir einen sehr guten Einstieg in diese merkwürdig genuschelte Sprache gegeben hat.
Am Ende war ein Semester viel zu kurz und ich muss so schnell wie möglich zurück nach Porto.
wer Fragen hat oder mehr hören will, darf sich gerne melden unter luti4king@gmx.de