Im Sommer des Jahres 2012 habe ich mich über die Erasmusbeauftragte an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel für ein Auslandssemester an der Norwich University of the Arts (NUA) beworben. Zu dem Zeitpunkt studierte ich im dritten Semester Kommunikationsdesign.
Ich wollte aus mehreren Gründen ein Auslandssemester machen. Zum einen, weil ich meine Englischkenntnisse erweitern und die Sprache sprechen wollte. Außerdem empfand ich es als herausfordernd, alleine in einem anderen Land für eine Zeit lang zu leben. Zudem hoffte ich, dass ich nicht nur eine Erfahrung machen würde, die mein Leben bereichert, sondern mir auch bei meinem beruflichen Werdegang weiterhilft.
Nachdem ich im Dezember erfahren hatte, dass ich in Norwich für die kommenden zwei Trimester (Januar bis Juni 2013) angenommen worden war, machte ich mich an die Vorbereitungen. Meine Wohnung in einem Kieler Studentenwohnheim habe ich abgegeben und mich im Internet auf die Suche nach einer Bleibe in Norwich gemacht.
Rückblickend kann ich sagen, dass das schwierig ist, wenn man nicht vor Ort ist. Denn die Wohnungen kann man nicht besuchen und nicht mit den aktuellen Bewohnern sprechen, um herauszufinden, ob man mit den Menschen fünf Monate unter einem Dach wohnen möchte. In meinem Fall hat es sich die Suche im Netz aber trotzdem gelohnt, da ich über eine Anzeige meine späteren Mitbewohner kennengelernt habe, die über den selben Zeitraum wie ich ein Auslandssemester in Norwich machen wollten und auf der Suche nach Mitbewohnern waren. Nachdem ich in Norwich angekommen war, habe ich die ersten Wochen in einem Gasthaus gewohnt und mich mit meinen Internetbekanntschaften auf Wohnungssuche gemacht. Wir hatten uns schon vorher einige E-Mails geschrieben und uns auch in Natura gut verstanden. Die Suche gestaltete sich als schwierig, da wir zu dritt waren und es hauptsächlich im Herbst nach den Sommerferien freie Wohnungen für Studenten gibt. Wir hatten aber Glück und konnten am 1. Februar in ein Haus einziehen.
Am ersten Tag nach meiner Ankunft habe ich mich mit der Erasmusbeauftragten in der NUA getroffen und sie hat mir die Universität gezeigt. Ich habe mich für meinen Kurs Graphic Communication angemeldet und konnte sofort in den Unterricht einsteigen. Es wunderte mich allerdings, dass die anderen Studierenden schon vor den Weihnachtsferien mit dem Trimester angefangen hatten. Trotz wiederholtem Nachfragen vor meiner Ankunft konnte mir die Erasmusbeauftragte der NUA nicht sagen, wann die Kurse genau losgehen würden. Das war für mich allerdings nicht zum Nachteil, da mir ich eine Verlängerung des Abgabetermins meiner Arbeiten gestattet wurde und ich so die gleiche Zeit hatte wie alle anderen, meine Aufgaben zu erledigen.
Die Organisation des Unterrichts in der NUA unterschied sich insofern von der Muthesius Kunsthochschule, dass es außer einer wöchentlichen Theorieveranstaltung keine festen Unterrichtsstunden zu verschiedenen Fächern gab. Alle Studenten arbeiteten in einem großen Studio und wurden dabei von Tutoren betreut. Dies sollte die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen den Studenten fördern. Das hat sehr gut funktioniert. So habe ich schnell viele Leute kennengelernt. Was ich jedoch vermisst habe und woran ich mich während meines Aufenthalts nicht gewöhnen konnte, war der fehlende stetige Kontakt mit den Lehrkörpern. Statt einer kontinuierlichen Kritik in den festen Stunden in Kiel war es in Norwich oft der Fall, dass man über dasselbe Projekt nur mit verschiedenen Tutoren sprach, die alle unterschiedliche Ratschläge gaben. Das war zwar interessant, doch um effektiv an einer Aufgabe zu arbeiten meiner Meinung nach weniger sinnvoll, als festen Unterricht bei ein und derselben Person.
Die NUA war sehr gut ausgestattet und es gab immer jemanden, den man um Rat fragen konnte. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, willkommen zu sein. Besonders gut gefallen hat mir die hohe Anzahl an Vorträgen von Designern aus unterschiedlichen Agenturen, die in die NUA kamen, um über ihre Arbeit zu berichten und danach im Studio den Studenten bei ihrer Arbeit halfen. Es wurde ein Symposium veranstaltet und ich bin für drei Tage mit meinem Kurs zu einer Design Konferenz nach London gefahren.
Mit meinen Mitbewohnern und den anderen Erasmus Studenten habe ich außerhalb der Universität die meiste Zeit verbracht. Wir haben viel zusammen unternommen. Zum Beispiel sind wir ans Meer gefahren und haben Brighton besucht (eine Mitbewohnerin kam von dort).
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich mit meinem Auslandssemester in Norwich sehr zufrieden bin. Zwar konnte mich der Unterricht an der NUA nicht komplett überzeugen, doch ich habe so viele schöne und interessante Dinge erlebt, dass ich leicht darüber hinwegsehen kann. Außerdem hat mich das Leben in einer fremden Umgebung, in der eine andere Sprache gesprochen wird, sehr weitergebracht. Ich bin nun überzeugt, dass ich mich überall auf der Welt zurechtfinden kann. Das hilft mir nicht nur bei weiteren Auslandsaufenthalten, sondern auch in Deutschland. Denn auch hier werde ich mich im Beruf an neue Gegebenheiten anpassen und mich gegebenenfalls durchsetzten müssen. Und da das in einem anderen Land funktioniert hat, funktioniert es sicherlich auch in meiner Heimat.