Der Kurs
In Kiel war ich im dritten Semester im Master Medical Design, in Umeå habe ich jedoch im ersten Semester des „Advanced Product Design“ Masters teilgenommen. Wir waren ingesamt 14 Studenten in dem Kurs, zwei davon waren Austauschstudenten. Die Gruppe war sehr international aufgestellt, mit Personen aus Schweden, Dänemark, Deutschland, Österreich, Polen, China, Frankreich und der Türkei. Der Unterricht findet in Blöcken statt, das bedeutet, dass man nicht wie an der Muthesius an mehreren Projekten gleichzeitig arbeitet, sondern sich auf ein Projekt fokussieren kann.
Nach einer Kennenlernwoche starteten wir direkt mit dem ersten Kurzprojekt in Gruppen von 3-4 Leuten. Dieses ging über 3-4 Wochen, jedoch viel eine Woche davon für die Werkstatteinführung weg. Das Thema war „A kitchen experience for the circular economy“ und wurde von Electrolux mitbetreut. Im Anschluss folgte ein Computerkurs, in dem man den Umgang mit dem CAD Programm Alias, sowie das Arbeiten mit Polygondaten (Speedform, Meshmixer, 3D-Scans…) und Renderprogrammen (Keyshot, V-Red) gelehrt bekommt. Der Kursleiter Tomas Lindehell unterrichtet mit Leidenschaft, und freut sich wenn man mit Problemen auf ihn zukommt.
Das Hauptprojekt „The Next Generation Aerospace Assembly“ verlief über zehn Wochen und war in Kooperation mit dem schwedischen Konzern Atlas Copco. Als Teil der Recherche flogen wir nach Hamburg um die Produktionsstätten von Airbus zu besichtigen, und durch Interviews die Arbeitsabläufe bei der Montage kennenzulernen. Auf der Rückreise legten wir einen Zwischenstopp bei Atlas Copco in Stockholm ab, um in dem Demoroom die Produktpalette testen zu können. Im Verlauf des Projekts hatten wir viele Zwischenpräsentationen zusammen mit Vertretern von Atlas Copco. Dies war zwar anstrengend, aber hilfreich um sicherzugehen, dass man Problemstellung richtig erkannt hat, und um Feedback zu seinen Konzeptrichtungen zu bekommen. Die Reise und Modellbaukosten wurden von der Firma komplett übernommen, und manchen Studenten wurde Geld für ihre Modelle geboten.
FREIZEIT
Schweden ist natürlich für seine malerische Natur bekannt, und auch im näheren Umkreis Umeås kommt man auf seine Kosten. Nur wenige Minuten mit dem Fahrrad von Ålidhem entfernt befindet sich ein Waldgebiet mit einem See, dem Nydalasjön. Hier kann man Im Spätsommer/Herbst Pilze und Beeren sammeln, an einer der Feuerstellen ein Lagerfeuer machen, oder wer temperaturresistent ist kann sich auch ins kühle Wasser wagen.
In den Wintermonaten friert der See zu und man kann mit Schlittschuhen über die spiegelglatte Fläche gleiten, oder sich bei Schneefall Langlaufski anschnallen und seine Runden drehen.
Etwas südlich vom Nydalasjön liegt der Grössjön, ee ist von einem Sumpfgebiet umgeben und lädt zum Wandern ein (festes Schuhwerk mitnehmen). Wer sich einen größeren Wanderweg vornehmen möchte kann sich auch zu dem Tavelsjön nördlich von Umeå begeben.
Dank des organisatorischen Talents einer schwedischen Kommilitonin hatte ich mit meinem Kurs auch einen Ausflug auf die Insel Holmön gemacht. Diese idyllische Insel lässt sich gut an einem Wochenende erkunden und mit etwas Glück läuft einem auch das ein oder andere Rentier über den Weg.
Die Nordlichter (Aurora) kann man von Ende September bis Anfang April sichten, wobei um November/Dezember rum die besten Chancen bestehen sollen. Um herauszufinden, wann es sich lohnt den Blick Richtung Himmel zu richten, kann man den Benachrichtigungen in der „Umeå Aurora-Hunters“-Facebook Gruppe folgen, oder sich eine Aurora-App herunterladen. Stimmen die Bedingungen kann man ein Naturschauspiel erleben, welches immer in
Erinnerung bleiben wird.
Wer sportlich aktiv sein möchte, dem empfehle ich sich beim „Iksu“-Sportcenter anzumelden. Der Preis für den Viertmonatsvertrag für Studenten beträgt einmalig 2450 Kronen, was einer monatlichen Gebühr von etwa 60 Euro entspricht. Dies klingt zwar nicht gerade günstig, das sportliche Angebot ist aber überwältigend. Die Anlage mit einer Fläche von 15.000 qm ist einer der größten Sportanlagen Nordeuropas. Von Kletter-/ Boulderhalle, Indoor-
Beachvolleyball, Schwimmbad, Squash, über Fitnesscenter und einem großen Kursangebot gibt es dort alles, was das Herz eines jeden Sportfanatikers schneller schlagen lässt. In Ålidhem-Zentrum gibt es eine Organisation namens „Fritidsbanken“ bei der man für zwei Wochen (kostenlos!) allerlei Sportgeräte ausleihen kann. Man sucht sich einfach aus was man braucht, hinterlässt Namen, Straße und E-Mail-Adresse und kann die Sachen direkt mitnehmen.
Wenn man verhältnismäßig günstig Skifahren gehen möchte, kann man für 240 Kronen ins Skigebiet Bygdsiljumsbacken fahren. Der Preis beinhaltet die Hin-und Rückfahrt mit einen Shuttlebus inkl. Tagespass. Vor Ort ist auch ein Verleih vorhanden, je nachdem wie groß die Nachfrage ist muss man eine Weile anstehen, und es ist auch nicht gewährleistet, dass noch etwas in der gewünschten Größe vorhanden ist.
FAZIT
Wenn ich noch einmal vor der Wahl stünde ins Ausland zu gehen, würde ich mich wieder für Umeå entscheiden. Man hat wenig mit der „Erasmus“-Community zu tun, sondern fühlt sich als Teil der UID-Familie. In dem Semester habe ich unheimlich viel gelernt und habe viele neue Freunde gewonnen. Gleichzeitig war es aber sehr arbeitsintensiv. Der Abschied fiel trotzdem schwer, und ich hoffe dass es mich in Zukunft noch irgendwann mal in den hohen Norden verschlägt.