Denn wie gesagt, das ist in Frankreich essentiell. Als ich dann für eine Woche einen Advertising Photography Workshop mit Assistenten von Mario Testino in Italien in Turin mitmachen durfte, war ich 24/7 mit den Franzosen meiner Schule zusammen. Das war mein Highlight. Zum Ersten Mal haben tiefgründige Gespräche mit ihnen auf Anhieb funktioniert, ich habe mich dort sehr wohl mit den Franzosen gefühlt. Vielleicht hat es dort so gut geklappt, weil wir alle in einer neuen Situation waren und alle die Aufgaben des Workshops in einer fremden Stadt gemeinsam lösen konnten. Es war herrlich, wir haben Tränen gelacht und den ganzen Tag, wenn wir nicht im Unterricht waren, die italienischen Gassen voll gesungen. Ich habe aber auch zusätzlich mehr Selbstvertrauen gewonnen, was meine Fotografie angeht. Ich musste mich Situationen ausliefern, wo ich vor fremden Menschen anderer Kulturen auf anderen Sprachen meine Projekte präsentierte. So fällt es mir einfacher, mich zu positionieren. Ich bin nun noch motivierter meine Arbeit weiter zu entwickeln und habe neue Kontakte geknüpft.
Phasen des Loslassens und Aufsaugens hatte ich natürlich auch, den Paris ist eine atemberaubende Stadt.
Ich habe es geliebt in Cafés oder Bars zu sitzen und zu quatschen. Am liebsten in den Bars bei Strassbourg- Saint Denis, denn für ein Bier in Bars in meiner Region oder im Club zahlt man dann eher um die 5-8 Euro. Das Klientel dort ist sehr entspannt. Ich habe es geliebt im Louvre zu sitzen und Skulpturen zu zeichnen oder lange Spaziergänge an der Seine zu machen. Aber am beeindruckendsten empfand ich den schnellen Wechsel der Atmosphäre der Straßen und der Menschen, sobald man ein neues Viertel betritt. Es herrscht eine enorme Vielfalt in Paris vor. Es ist niemals möglich alles vollständig zu entdecken. Aber ich habe meine Lieblingsplätzchen. Einer davon ist ´Grands Voisins´bei Denfert-Rochereau. Es ist ein altes Krankenhaus und besteht nun aus einer Tanzhalle, wo jeden Samstag Konzerte stattfinden. Ich habe mich dort Zuhause gefühlt, weil es für mich authentisch und bodenständig war. Ich war auch in den Banlieus, um mir ein Bild zu machen. Ich habe das Department 13 als sehr friedlich wahrgenommen und konnte mich normal dort bewegen. Ich finde es wichtig alle Bereiche einer Stadt zu entdecken, fernab von den touristischen Gebieten.
Dass ich durch mein Auslandssemester offener geworden und gereift bin, besser mit Problemen umgehen kann und so weiter ist klar und brauche ich nicht primär erwähnen. Ich kenne mich bereits ziemlich gut und ich habe diesen Prozess des Loslassens und der Selbstentdeckung schon vorher durchlebt, denn es ist das zweite Mal, dass ich in einem mir fremden Land gelebt habe. Ich möchte diese Erfahrung nicht missen und kann nur sagen: wer diesen Schritt nicht wagt, könnte viel verpassen. Denn der Schritt kann nur ein Gewinn sein, wie jede neue Erfahrung im Leben. Ich würde es genauso wieder tun.
Maria Anders
derzeit 5. Semester Fotografie PARIS ECOLE DE CONDE