Auslandssemester an der University of Split
Erasmus in Kroatien
Ich entschied mich recht kurzfristig zu einem Auslandsaufenthalt.
Die Bewerbung lief reibungslos, auch wenn die Gasthochschule sich etwas Zeit ließ,
sodass mir schlussendlich nur ca. ein Monat zur „Vorbereitung“ blieb.
Da ich es bevorzugte, mir ein eigenes Zimmer zu nehmen, suchte ich erfolgreich eine
private Unterkunft übers Internet. Wer sich an Bettnachbarn nicht stört, kann sich
auch für einen Platz in einem der beiden Studentenwohnheime bewerben, was sicher
einfacher ist. Ansonsten beschränkte sich meine Planung auf die Besorgung eines
Kroatisch-Wörterbuches und das Packen meines Rucksacks.
In Kroatien wird alles, sagen wir, ein wenig „gelassener“ gehandhabt. Es braucht
schon mal eine halbe bis Stunde ehe alle zum Unterricht eingetrudelt sind und auch
für die Erledigung bürokratischer Angelegenheiten kann man gut ein bis zwei Wege
mehr einplanen. Man hat Zeit. Wenn man sich darauf einstellt, wird einen diese „mediterrane
Magie“ nicht weiter stören.
Die Menschen, denen ich während meines Auslandsaufenthalts begegnete, waren
allesamt aufgeschlossen und hilfsbereit, sodass ich kaum Schwierigkeiten hatte mich
zurechtzufinden und einzuleben. Dalmatiner sind ein ganz eigener Schlag Mensch.
Am Besten lässt man sich darauf ein. Widerstand ist zwecklos.
Trotz der hohen Arbeitslosigkeit sind die Lebensunterhaltungskosten überraschend
hoch und in den Touristengebieten vergleichbar mit denen Deutschlands. Wenn man
allerdings eine erschwingliche Unterkunft gefunden hat, lässt es sich als Student dank
vieler Ermäßigungen gut leben.
Generell gestalten sich die Lebensverhältnisse einfacher, was ich als sehr angenehm
empfunden habe. Das Leben spielt sich vorwiegend draußen ab, was aufgrund des
milden Klimas nicht verwundert. Selbst der bura, einem der stärksten Winde der Welt,
wissen die Dalmatiner zu trotzen.
Das Department für Kunst und Design in Split ist recht klein. Da die Schulen über
weniger finanzielle Mittel verfügen, ist die Ausstattung mit der deutschen Kunsthochschule
nicht vergleichbar. Dennoch sind Professoren und Lehrende nicht minder
kompetent und auch dem Leistungsniveau der Studenten tut das keinen Abbruch.
Alle Kurse werden auf Kroatisch gehalten, dennoch bemüht sich jeder um Verständigung.
Kommilitonen halfen mir bei der Übersetzung des Vorlesungsverzeichnisses
und ich entschied mich für Kurse in Malerei und Freier Grafik.
Zusätzlich belegte ich einen außerschulischen Kroatisch-Kurs, der mir zumindest die
grammatikalisch korrekte Bestellung eines Pfefferminztees ermöglichte.
Generell gestaltete sich mein neuer alter Alltag wie folgt: Vormittags Portraitmalerei,
Ruhepause am Strand, nachmittags Aktzeichnen und anschließend traf man sich im
Stadtkern, um über weitere Abendplanungen zu beratschlagen.
Obwohl Split die zweitgrößte Stadt Kroatiens ist, findet man sich schnell zurecht.
Am Meer gelegen und von Gebirge umgeben bietet Split vielfältige Freizeitmöglichkeiten.
Den Stadtkern bildet der alte Diokletianpalast am Ende der idyllischen
Marjan-Halbinsel. Die Altstadt beherbergt Märkte, Geschäfte und Bars, die gerade in
den Sommermonaten unzählige Menschen anzieht. Wen das nicht stört, der ist auch
in der Hauptsaison gut aufgehoben. Allerdings ist auch Split wie viele andere
Großstädte von Straßen und Hochhausvierteln in der Umgebung nicht verschont
geblieben.
Kroatien bietet außerdem gute und günstige Möglichkeiten zu reisen. Von Split aus
fahren diverse Busse ab und mit den Fähren sind viele kleine Inseln zu erreichen, die
sich entlang der Küste erstrecken.
Fazit: Unbedingt den goldenen Zeh des Grgur Ninski reiben, der bringt wirklich Glück!
Aber Vorsicht gegenüber dem selbstgebrannten Slivovic der Damaltiner, der hat es in
sich.
Lia Schönfelder