Freizeit
Die Freizeitgestaltung war für eine Kleinstadt mehr als ausreichend. Es gibt viele Sportangebote, Strände, ein Kino, Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants, Cafés und Bars. Besonders die Cafés und Bars sind abendliche Treffpunkte, da die meisten Studenten in kleinen Einzimmerapartments wohnen.
Da die Novia Hochschule auch ein Musikprogramm anbietet, geben dessen Studenten oft in der Woche und am Wochenende in kleineren Gruppen Live-Auftritte in den Cafés und Bars, oder Konzerte in der Konzerthalle. Es werden auch öfters nationale und internationale Künstler eingeladen.
Insgesamt gab es in der Freizeit, von der ich ungewohnt viel hatte, immer etwas zu unternehmen und keine Zeit für Langeweile. Grund dafür waren auch meine finnischen Kommilitonen, die mich sofort in ihrer Klasse aufgenommen haben und schnell zu gemeinsamen Aktivitäten einluden. An Wochenenden kochten wir oft zusammen, dabei war es für meine Kommilitonen kein Problem in meinem Umfeld auch untereinander Englisch zu sprechen.
Unterkunft
Gewohnt habe ich im Studentenwohnheim Realia, was etwas außerhalb, etwa einen Kilometer vom Stadtzentrum entfernt liegt. Die Novia Hochschule, sowie die meisten Freizeitaktivitäten liegen in direkter Nähe zum Stadtzentrum. Dadurch war alles gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar. Die meisten Studenten wohnen jedoch direkt im Stadtzentrum, dadurch war das Studentenwohnheim auch sehr leer.
Besagtes Zimmer im Studentenwohnheim empfand meine Tutorin als unzumutbar und organisierte ein anderes für mich, nachdem sie sich die verfügbaren angeschaut hat. Dieses war leider nicht mehr möbliert. Ich war zufrieden mit dem Studentenwohnheim, es war nicht zu weit vom Zentrum entfernt, das Zimmer war groß genug und mein Mitbewohner gut drauf. Er war Student der Centria Universität, die am selben Campus technische Studiengänge lehrte. Ich besorgte mir schnell ein Fahrrad von einem sogenannten Loppis, Second-Hand-Laden, von denen es mehrere über die Stadt verteilt gibt. Sie bieten sehr günstig Kleidung, Bücher und Möbel an. So konnte ich mein komplettes Zimmer für unter 50€ einrichten. Ich holte mir das Survivalpaket vom Büro der Novia, welches Basic-Utensilien für Auslandsstudenten enthält. Die Decke und das Kopfkissen waren hilfreich, die Küchenutensilien nicht notwendig, da ich durch den Mitbewohner bereits eine ausgestatte Küche hatte. Dennoch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Reise
Während meines Aufenthaltes bin ich eher wenig gereist. Das lag neben dem kaum existierenden Nahverkehr und den hohen Preisen des Fernverkehrs auch daran, dass es genug Unterhaltung und Abwechslung in Jakobstad gab. Auf der Hinfahrt kam ich an einigen finnischen Städten vorbei, darunter Helsinki, Lahti und Jyväskylä. Besonders Helsinki hat mir sehr gut gefallen und ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Hervorheben kann ich das Museum für Zeitgenössische Kunst „Kiasma“ und die vielen kleinen Designläden und Boutiquen. Während meines Aufenthaltes war ich mehrere Male in Vaasa, der nächsten größeren Stadt, und Umeå in Schweden, was eine direkte Fährverbindung von Vaasa hat. Die Universität und die Bibliothek in Umeå sind sehr beeindruckend. Ich war außerdem für ein Wochenende in Turku, der drittgrößten Stadt Finnlands. Um Jakobstad herum gibt es sehr viel Natur, welche sich mit dem Fahrrad erkunden lässt.
Klima
Als ich in Finnland ankam spürte ich von der längeren Tagzeit im Sommer sehr wenig. Ende Oktober, einen Monat nach Herbstbeginn fiel mir das erste Mal auf, dass es noch dunkel war als ich zur Uni ging und bereits dunkel als ich nach Hause ging. Zu dieser Zeit hatten wir auch den ersten Schnee, der allerdings nur wenige Tage liegen blieb. Am meisten hat mich im November und Dezember gewundert, dass es zwar noch hell wurde, man die Sonne aber nicht mehr sah, da sie stets von Bäumen oder Häusern verdeckt war. Doch mit der vorher angekündigten Dunkelheit hatte ich sehr wenig Probleme. Auch die Temperaturen fielen nie unter – 10 °C was mit meiner Winterjacke aus Deutschland noch gut auszuhalten war. Ich merkte aber, dass nur noch wenig Menschen draußen unterwegs waren. Die größte Herausforderung waren die Bürgersteige, die nicht geräumt wurden und ab Dezember das Fahrradfahren nahezu unmöglich machten, solange man nicht auf Spikes aufrüstete.
Fazit
Das Auslandssemester hat sich für mich definitiv gelohnt. Ich hatte zunächst die Sorge, dass es schwierig sein würde in der fremden Umgebung zu studieren und Anschluss anderen zu finden. Die Erfahrungen die ich machte, sahen aber komplett anders aus. Ich wurde direkt in die Klasse aufgenommen und konnte vom ersten Tag an den Projekten mitarbeiten. Auch die Professoren kamen mir sehr entgegen, indem sie mir nach jeder Besprechung anboten, das Besprochene nochmal auf Englisch zu wiederholen. Schnell wurden meine schwedisch Kenntnisse so gut, dass ich nur noch manchmal nach einigen Details fragen musste. Meine finnischen Kommilitonen kamen mir sehr entgegen, indem sie in Gruppenarbeiten und in der Freizeit auf Englisch wechselten.
Die Aufgaben waren sehr unterschiedlich, was mir gut gefallen hat. Die Mischung aus konzeptionellen und praktischen Aufgaben fand ich sehr gelungen, ebenso wie die Mischung aus Einzel- als auch Gruppenarbeiten. Bei den Gruppenarbeiten hätte ich mir mehr Engagement von meinen Kommilitonen und eine höhere Erwartung von den Professoren gewünscht.
Erstaunt hat mich, dass es trotz der Unterschiede in Sprache und Kultur es viele Gemeinsamkeiten mit den Finnen gab. Ich habe mich in gewisser Weise als Norddeutscher in Finnland wieder gefunden. Die zunächst etwas abweisende Art, dann aber sehr schnell die offene und ehrliche Art, auf die man sich immer verlassen kann.
Das Auslandssemester hat mir sehr viel Freude bereitet. Ich habe viele Erfahrungen gemacht, die ich nicht mehr missen möchte. Ich habe Freunde getroffen, und Dinge gelernt, die ich in Kiel nicht gelernt hätte. Ich kann das Auslandssemester sehr empfehlen. Finnland ist mit seinem Klima und der langen Dunkelheit im Winter unter Umständen gewöhnungsbedürftig, doch ein sehr gutes Ziel, wenn man einen guten Mix zwischen Studium und Freizeit sucht und gutes Wetter und diverse Reisen zweitrangig sind.