Ich bin durch Zufall in Linz gelandet, aber die Erfahrungen waren überraschend gut. Das Bewerbungsverfahren ist Standard. Bewerbungsmappe, Portfolio, Motivationsschreiben und Lebenslauf. Ich selbst habe das Protfolio in digitaler Form geschickt, allerdings haben andere Erasmus Studenten ausgedruckte und materialisierte Varianten gewählt.
Gewohnt habe ich in einem Studentenwohnheim, in dem viele Erasmus Studenten wohnten. Das Dr. Karl Grünner Haus ist 35 min Fußweg von meinem Fachbereich entfernt. Es gibt Einzel und Doppelzimmer, wobei die Einzelzimmer überwiegen, die Miete sowohl der Einzel-, als auch der Doppelzimmer ist recht hoch. Es ist eine Kaution von 750 Euro zu zahlen und Reinigungsgebühren zum Schluss. In jedem Stock gibt es eine gemeinsame Küche, die leider komplett leer ist. Geschirr, Gewürze und ähnliches muss man selber mitbringen, kaufen oder von Der Leitung leihen. Es gibt einen Partykeller, aber die Regeln im Wohnheim sind sehr strikt.Wer Zeit hat, sollte eher versuchen ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft zu bekommen.
Ich war im Studienfach „Raum- und Designstrategien“, dieser ist in Linz wesentlich offener gefasst, als in der Muthesius Kunsthochschule, es gibt allgemein viele Erasmussstudenten aus unterschiedlichen Ländern, deshalb werden viele Kurse und Workshops in Englisch gehalten. Einige der Lehrkräfte sprechen ebenfalls nur Englisch. Man ist in seiner Wahl sehr frei und hat die Möglichkeit sowohl Kurse als auch Exkursionen anderer Studienbereiche zu wählen. Durch die vielen Vernetzungen, auch mit Studenten aus anderen Kulturen, entwickelt sich ein fruchtbarer Gedankenaustausch. Es gibt keine Jahrgänge, sondern sämtliche Bachelor und Master Studenten arbeiten gemeinsam am selben Thema. Mein Fachbereich war räumlich in sich abgeschlossen, mit einer offenen Werkstatt, einem Leseraum und eine Küche in der häufig von den Studenten gekocht wurde.
Es gibt viele Möglichkeiten die eigenen Werke auszustellen, häufig werden solche Ausstellungen von den Studenten selber organisiert. Allgemein ist der Zusammenhalt in meinem Fachbereich sehr groß gewesen. Neue Studenten werden gut aufgenommen. Es gibt einen kleinen Garten vor dem Gebäude, in dem Kräuter und Gemüse in Autoreifen und Kisten gepflanzt wurden, außerdem einen Grill. Es gibt einige „Kunst Uni- Cafés“ und Kneipen in denen man sich nach der Uni noch trifft. Dort finden auch Ausstellungen, Konzerte, Performances und Improvisationstheater statt.
Für Radfahrer ist Linz etwas unübersichtlich und chaotisch. Man kann sich allerdings im Rathaus einen „Aktiv Pass“ besorgen. Mit diesem kann man einen Monat lang umsonst Bus fahren und bekommt Vergünstigungen in Museen.
Linz war großartig, die Studenten sind unglaublich entspannt und besitzen einen großes Maß an Selbstorganisation. Studenten und Professoren arbeiten gemeinsam an Projekten, es gibt kaum hierarchische Strukturen. Generell ist das Erasmussemester super für Studenten, die bereits einige Erfahrungen gemacht haben und genau wissen was sie wollen. Wer eher eine genauere Leitung braucht und klar strukturierte Pläne, für den ist der Studiengang eher nichts.